Bestellung
Nachdem nun das Kindle 3 angekündigt war, habe ich es kurzentschlossen am 07.08.10 auf amazon.com bestellt, es wurde am 31.08. i.d. USA auf die Reise geschickt und am 02.09.2010 durch DHL in meiner Packstation abgeliefert - Perfekt!
Bestellt hatte ich die Version mit WiFi und 3G, es gibt auch noch eine etwa 50$ günstigere Variante ohne WiFi. So kamen folgende Kosten zusammen:
Gerätepreis: $189.00
Shipping and handling: $13.49
Import Fees Deposit: $38.47
Das Import Fees Deposit wird gegen die tatsächlich angefallenen Zollgebühren verrechnet und ggf. erstattet.
Verpackung
Die Verpackung des Kindle 3 gefällt mir gut – schlicht und einfach, ohne Plastikblister, trotzdem stabil. Innen drin nur das gut geschützte Kindle und ein Mikro-USB Kabel, wie man es von aktuellen Smartphones auch kennt.
Das Kindle 3 begrüßte mich direkt mit seinem „Willkommen Screen“, es war bereits auf meinen Amazon- Benutzeraccount registriert. Eine zusätzliche Anleitung braucht man nicht – wofür hat man einen eReader, der sie gleich anzeigt. Trotzdem befindet noch eine kleine Schnellstartanleitung im Karton. Das Gerät selbst ist auf der Vorder- und Rückseite mit einer einfachen Folie vor Kratzern geschützt.
Das Gehäuse
Es fühlt sich sehr angenehm, stabil und kompakt an, die Rückseite ist gummiert, insgesamt ist es aus grauem, leicht „genarbtem“ Kunststoff und liegt sehr gut in der Hand – die 241gr kann man dauerhaft gut halten. Die Größe (191 × 122 mm) entspricht knapp einem Taschenbuch, dabei ist es nur 8 mm dick.
Das gesamte Gehäuse macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck – keine Ecken oder Kanten, nichts knarzt und die – kleinen - Tasten weisen einen eindeutigen Druckpunkt auf.
Tastatur
Die QWERTY-Tastatur – eine QWERTZ gibt es nicht – ist nicht zum Schnell- oder Dauertippen geeignet, mit ihr kann man Menüs & Suchfunktion etc bedienen, vor allem aber zu Texten aller Art Notizen und Bemerkungen erstellen, die gesichert werden können und auch für andere freigegeben werden können. Selbst z.B. wenn das betreffende Buch gelöscht wird, bleiben – wenn man das möchte – die Kommentare erhalten und können später, sollte man das Buch wieder laden, an den passenden Stellen wieder automatisch eingefügt werden.
Ziffern sind entweder über die „SYM“ Taste erreichbar oder über „Alt+q bis Alt-o“, bei der Einrichtung eines WiFi Zugangs ist dieses Vorgehen ein wenig umständlich.
Die Tastatur wird ergänzt durch einen 5-Wege-Schalter, eine Menü-, Home-, Back- und eine Formattaste (aA) – letztere übersieht man schnell – aber sie ermöglicht die Anpassung von Schriftgröße, –arten (3), Zeilenabstand und Zahl der Wörter pro Zeile. So kann ich als Lesebrillenträger auch dann, wenn ich selbige gerade mal nicht auf der Nase habe, trotzdem komfortabel lesen, indem ich das Buch entsprechend formatiere – Klasse.
Für meine Belange ist die Tastatur ausreichend groß, insbesondere wegen der ausreichende Abstände zwischen den Tasten – im Zehnfingersystem kann man jedoch sicher nicht darauf schreiben, aber dafür ist sie auch nicht gedacht.
Sämtliche Bedienelemente (Lautstärketaste, Mikrofon, Micro-USB, Kopfhörerausgang und Ein-/Ausschalter) des Kindle 3 – abgesehen von den Tasten zum Blättern - befinden sich an der Unterseite. Der Ein-/Ausschalter muß einmal nach links gedrückt werden, dann schnellt er wieder zurück. Neben ihm befindet sich auch eine große LED, welche den Ladezustand anzeigt, wenn das Kindle via USB oder Stromnetz geladen wird.
Erster Start
Als Erstes wird man durch das/den Kindle aufgefordert, es zu laden und dann den Einschalter zu drücken, was zum Neustart führt. Dieser erste Startvorgang dauert ca. 60 Sekunden, anschließend wird in der oberen Statusleiste sofort der Nutzername angezeigt, den man beim Kauf/ bei der Registrierung vergeben hat. Wie schon angesprochen befinden sich auf dem Gerät außerdem die (englischsprachige) Bedienungsanleitung und eine Begrüßung. Eine deutsche Anleitung gibt´s als Download (pdf) auf amazon.com.
Display
Das wichtigste Element jedoch – das 6" e-Ink Display mit 16 Graustufen und einer Auflösung von 600 × 800 px.
Ein Hammer an Kontrast und Schärfe, in direktem Sonnenlicht oder sonstigem Licht keinerlei Einschränkungen, imho sogar angenehmer als manches Papier zu lesen, welches – z.b. bei einigen Zeitschriften – durchaus blendet. Beim Kindle hingegen gar kein Problem. Ich habe am Wochenende in der Hängematte liegend bei direktem Sonnenlicht jede Menge Kindlestoff verzehrt, das begeistert einfach.
Lesestoff
Ich habe meine alten Palm/Mobipocketbücher, diverse PDFs und einige „orginal“-Kindle Bücher und –Zeitschriften via USB oder Whispernet geladen, kein Problem soweit.
Auf dem Kindle kann man „Sammlungen“ anlegen und seine Bücher und Dokumente darin einordnen. Jedes Kindle hat eine eigene, anpassbare Emailadresse, an die man Dokumente senden kann, sie werden dann automatisch in das Kindle eigene Format „azw“ umgewandelt. Bei einfachen Layouts geht das meist gut, bei komplizierten eher weniger.
PDF-Dokumente in größeren Formaten, wie sie z.B. von einigen Zeitungen und Zeitschriften wie z.b. dem Spiegel angeboten werden, kann man zwar gut lesen, muß aber immer – zumindest bei der für mich angenehmen Schriftgröße – scrollen, was aufgrund der durch das E-Ink-Display bedingten Trägheit insbesondere bei vielen Bildern nicht immer viel Spaß macht. Ich habe einige PDFs von O`Reilly, Addison-Wesley oder Galileo-Computing, die sich hervorragend im Landscape-Modus lesen lassen, die alten Palm Bücher (PRC) ebenso.
Es gibt auch diverse Tools, um Dokumente passend zu konvertieren – da bin ich jedoch noch in der Testphase.
Lesestoff ohne DRM (z.B. via Mobipocket.com) „frißt“ das Kindle problemlos, mit DRM-geschützte Werke werden nicht anzeigt. Na gut – es gibt immer Mittel und Wege …
Der Kindlestore selber hat etwa 90.000 Werke im Angebot – für „nur Deutschleser“ leider nur rund 3.000. Etliche Bücher, i.d.R. ältere, sind kostenlos. Wer also Shakespeare, Tolstoy, Stowe, Flaubert, Kipling usw. liest, findet hier einiges.
Bei Zeitschriften und Magazinen sieht es für deutschsprachige Leser eher mau aus, Frankfurter Allgemeine, Handelsblatt und die Wirtschaftswoche – mehr gibt´s momentan nicht. Mein FAZ Abo konnte ich ändern, Welt & Zeit habe ich angeschrieben, da soll auch noch was kommen. Ich habe auch einige andere Verlage angemailt, mal sehen, was sich da noch tut.
Leider laufen auf dem Kindle nur die Formate azw, txt, mobi, prc, html, pdf, jpg, gif, png, bmp und mp3, aber nicht das hierzuland verbreitete epub-Format – welches sich allerdings zu mobi umwandeln lässt, wenn es nicht DRM geschützt ist.
Netzwerk “Whispernet“
Bücher bezieht das Kindle über den „eingebauten“ Kindlestore, dazu braucht man einen Amazon „OneClick“ Account, bei dem eine Kreditkarte hinterlegt sein muß – alternative Bezahlmöglichkeiten sollen folgen. (Komisch, kommt mir bekannt vor.)
Dazu baut das Kindle eine Verbindung zum Amazoneigenen „Whispernet“ auf, entweder über eine WLAN-Verbindung (die sich sehr simple einrichten läßt) oder über das eingebaute 3G-Modul – Kosten für Datenübertragung entstehen hierdurch nicht. Das geht zuverlässig und sehr zügig, meine abonnierten Zeitschriften sind abends
Einstellungen
Über den Menübutton erreicht man die drei Einstellungsseiten:
Seite 1: Registrierung, Gerätename, die Wi-Fi-Einstellungen und die Geräteinfo
Seite 2: Voice Guide, Emailadresse des Geräts, Passwordschutz, Zeiteinstellung, Backupeinstellung für Kommentare
Seite 3: Einstellungen für Social Networks (z.Zt. noch nicht in DE) und Persönliche Angaben
Weiterhin gibt es den Punkt „Experimental“, hierzu gehören der WebBrowser, den man derzeit außerhalb der USA nur mit WiFi/WLAN nutzen kann, ein einfacher MP3 Player und die „Text-to-Speech“ Einstellung.
Letzeres ist imho eine geniale Funktion bei englischsprachigen Texten, deren Herausgeber es nicht unterdrückt haben – jedes Buch wird so zum Hörbuch und das in imho sehr gut verständlicher Sprache.
Der Browser stellt fast alle Seiten recht zügig dar, natürlich überhaupt kein Vergleich zu einem „x“Pad, aber für eine kurze Recherche durchaus geeignet.
Kurzes Fazit:
Das Kindle 3 ist ein eBook-Reader – nicht mehr und nicht weniger, es ist keine Alternative oder Konkurrenz zu einem multifunktionellen Smartphone oder „x“Pad. Aber diesen „Job“ macht es sehr gut, insbesondere mit dem hervorragenden Display.
Deutschsprachige Leser tun sich im Moment noch schwer, das Angebot ist überschaubar – es kommt halt darauf an, was man liest.
Nutzt man die kurz angerissenen Möglichkeiten, andere Formate zu konvertieren und nicht nur den Kindle-Store zu nutzen, kommt man – wenn man der Zahl traut, die ich neulich irgendwo las – auf etwa deutschsprachige 230.000 eBooks, die man lesen könnte. Sicherlich ist da auch viel Schund dabei, daß kennt man ja schon von anderen digitalen Shops/Catalogs/Stores/Markets.
Für mich als zweisprachigen Vielleser (mein Pensum liegt bei ca. 3 Büchern/Monat, dazu diverse Zeitungen & Zeitschriften) ist es genau das, was ich schon immer gesucht habe. Der Lesekomfort (u.a. in entsprechenden „ungünstigen“ Lichtverhältnissen) im Vergleich zum Lesen auf einem Palm Pre, HTC Desire oder einem Netbook ist um Längen besser, eigentlich nicht vergleichbar.
Btw: Den Akku habe ich letzten Freitag geladen, bis jetzt hat er grad mal 30% verloren.