Der eine oder andere mag sich vielleicht noch an mich erinnern. Ich, der begeisterte Palm-Anfänger, der alles was dieses kleine Multimediagerät im eigentlichen Wortsinne umgab, bewundert, bestaunt und gekauft hat, bis ihn eines Tages die Erinnerung an alte Zeiten zum Einhalten bewogen hat. Erinnerungen an den Untergang vom Sinclair Spectrum, vom Commodore 64, vom Atari ST. Alle waren sie ihrer Zeit irgendwie voraus und alle waren sie dem Untergang geweiht, ganz einfach, weil sie sich nicht zum Standard etablieren konnten.
Es wiederholt sich mit Sicherheit auch beim Palm PDA. Die Vorzeichen sind deutlich und irgendwann werden auch die treuesten Anhänger merken, dass ein konservatives Geschäftsgebahren mit Focus auf Qualität und Originalität irgendwann dem Ruf nach Standardisierung und Funktionalität unterliegt. Vom Einfluss der Marktbeherrscher ganz zu schweigen. Ich übe mich hier nicht in Marktphilosophien. Ich behaupte schlicht: Palm one hat es nicht geschafft, die Zeichen der Zeit zu erkennen und hinkt dem wachsenden Markt an einem Handy-PDA-Hybriden wahrlich hinterher.
Wie kann ich das angesichts des Erfolges von einem Treo 650 auch nur annähernd behaupten, werden einige fragen, wohlwissend, dass auch dieses anfänglich ach so vielversprechende Gerät wieder nur ein Kompromiss unter den gewachsenen, etablierten und erwünschten Standards darstellte. Stichworte wie "wenig Speicher", "kleiner Bildschirm", "kein WiFi" und "keine Standardschnittstelle" haben den verwöhnten PDA-Anhänger zunächst mal verwirrt, dann durch ein insgesamt recht ausgeklügeltes Konzept und eine gute Bedienbarkeit entschuldigt und schließlich das Vermisste wieder vergessen lassen. Palm one hat seine treuesten Anhänger wie immer für zunächst kurze Zeit wieder ruhigstellen können, um den Begriff "blenden" zu vermeiden. Häppchenweise und sehr geschickt versucht diese Firma wieder Land zu gewinnen. Ich unke schon jetzt das Bitterste und empfehle Zurückhaltung beim Aktienkauf. Aus dem Bauch heraus? Ich glaube nicht - aber wie will ich das jetzt schon beweisen...
Ich selbst bin einen Schritt zurück gegangen und doch zwei nach vorne. Ich möchte das kurz erklären. Drei Jahre hat meine Palm-Begeisterung angedauert. Diese drei Jahre haben mich viel zu viel Geld gekostet, denn noch heute graut es mir davor, wie leichtfertig ich mich immer mehr durch meinen begeisterten Soft- und Hardwarekauf immer fester an dieses ja eigentlich tolle Betriebssystem gefesselt habe. Ein Wechsel zum Pocket PC kam gar nicht in Frage - nicht mit all dieser Software, die ich teuer bezahlt hatte und schon gar nicht all den unterschwelligen Warnungen in diesem Forum lauschend, die mich vor der Abkehr warnten und die reuige Rückkehr voraus sagten.
Ich habe es trotzdem getan. Vom T3 zum MDACompact - Kenner beider Geräte werden vermutlich jetzt lächeln. Es sei ihnen gegönnt. Ich fahre keine Details zu technischen oder funktionellen Unterschieden auf - sowas lenkt in der sich daraus ergebenden Diskussion doch nur vom Thema ab, komme daher lieber zum eigentlichen Stichwort meiner eigenen Erkenntnis:
Der Wertschöpfung.
Fast ein Jahr lang habe ich den MDA Compact im täglichen Einsatz häufig genutzt, oft verglichen, zum Teil sogar spielerisch seine Grenzen ausgelotet und trotzdem immer noch neue Möglichkeiten erfahren. Viel liesse sich darüber erzählen, doch ich will es kurz machen: Ich kehre nicht mehr zurück! Ich habe zwar jetzt ein Gerät mit geringerer Auflösung und einem Betriebssystem, dessen Verwünschung sich schon aus Prinzip zum guten Ton zu etablieren scheint - manchmal zu Recht, aber leider auch sehr oft zu Unrecht, wie ich festgestellt habe - und dennoch: Den Nutzen, den ich aus diesem kleinen "Smartphone" gezogen habe, ist ungleich höher als der, den ich aus meinem Palm PDA in Verbindung mit einem Handy jemals zu ziehen vemochte. Dabei hatte der Palm wirklich eine faire Chance - ich habe ihn nämlich einfach behalten und hielt ihn als Konkurrent auf seiner Ladestation auf meinem Schreibtisch stets mit aktuellen Daten bereit. Ich habe ihn nicht ein einziges Mal benutzt. Die Handhabung des MDA, seine Funktionalität, die unkomplizierte Synchronisation, die Verschmelzung von privater und beruflicher Nutzung, die kompakten Ausmaße, die Verarbeitungsqualität und die Operabilität - zusammengefasst von mir als "Wertschöpfung" bezeichnet - haben auch die letzten Zweifel weg gewischt.
Das Gerät selber will ich im folgenden Artikel kurz durchleuchten:
Der MDA-Compact
Genau wie damals bei meinem ersten Palm hat sich jetzt der MDA Compact in mein persönliches 'Lebensmanagement' eingeschlichen. An diesem kleinen Wunderwerk der Technik fasziniert mich besonders die ungeheuer ausgewogene Kombination von Vielseitigkeit und Mobilität.
Was mir am MDA Compact so gut gefällt:
- Die ausgezeichnete Synchronisation zwischen Outlook und MDA Compact.
- Das ausgewogene Verhältnis von Funktionsumfang und Benutzerfreundlichkeit bei den klassischen PIM-Applikationen.
- Der funktionstüchtige Internet-Explorer.
- Die leichte Bedienbarkeit wegen der engen Verwandtschaft mit dem Microsoft PC Betriebssystem.
- Die Verwendbarkeit einiger Keycodes vorhandener Palm-Software.
- Der Transcriber.
- Die hohe Qualität einiger der verfügbaren Softwaretitel.
- Der Windows Media Player.
- Die Tatsache, dass nunmehr Handy und vollwertiger PDA in einem sehr kompakten Gerät vereint wurden und ich nur noch ein Gerät dabeihaben muss.
- Die unkomplizierte Umschaltung vom Hoch- ins Querformat.
- Bluetooth on Board.
- Der austauschbare Akku.
- Verbindung mit dem PC über ein Standard USB-Kabel.
- Die gute Ausstattung (u.a. Schutzfolie, Kopfhörer, Ersatzstylus, sehr gutes Softwarepaket).
- Keine Stummelantenne - trotzdem guter Empfang.
Seine Schwächen:
- Das 'relativ' kleine Display ist nichts für Menschen mit schlechten Augen.
- Die sehr schwache Kamera ist wirklich nur für 'Beweisfotos im Notfall' zu gebrauchen.
- Fehlende WLAN-Verbindung (bei dem Preis allerdings auch nicht zu erwarten).
- Der Kopfhöreranschluss ist nicht genormt (Adapter ist zum Glück im Zubehör erhältlich).
Was der MDA Compact alles kann:
- Eigene Wiedergabelisten (Musik oder Videos) auf dem Desktop PC erstellen, die automatisch mit der Speicherkarte des MDA synchronisiert werden.
- Chatten über den MSN Messenger oder über Skype.
- Mit dem Pocket DVD Wizard einen Spielfilm von einer DVD kopieren und diesen im Pocket Media Player abspielen.
- Emails mit Pocket Outlook versenden und empfangen.
- Termine, Kontakte und Aufgaben mit Pocket Outlook verwalten und mit Outlook auf dem Desktop voll synchronisieren.
- Mit KSE Truefax ein Fax erstellen und versenden bzw. ein Fax empfangen!!
- Mit Clear Vue PDF Adobe PDF Dokumente lesen.
- Mit Clear Vue PPT Powerpoint Präsentationen betrachten (jedoch nicht bearbeiten).
- Mit List Pro Listen, Übersichten, Checklisten erstellen und mit der entsprechenden Desktop-Anwendung synchronisieren.
- Mit Phat Notes Notizen erstellen und mit der entsprechenden Desktop-Anwendung synchronisieren.
- Mit Pocket Mindmap ein strukturierendes Brainstorming betreiben und dieses grafisch oder in Form einer Gliederung darstellen. Die Dateien können in den Mindmanager importiert werden. Eignet sich auch für die Erstellung komplexer Notizen.
- Mit der eingebauten Kamera einfache Snapshots erstellen.
- Mit Pocket RSS so genannte RSS-Feeds (Kurznachrichten in einem Spezialformat) über GPRS jederzeit herunterladen und lesen.
- Ein vereinfachtes Word-Dokument erstellen und bearbeiten und dieses mit dem Desktop-PC automatisch synchronisieren.
- Ein vereinfachtes Excel-Dokument erstellen und bearbeiten und dieses mit dem Desktop-PC automatisch synchronisieren.
- Grafisch durchaus ansprechende und zugleich längerfristig motivierende Spiele spielen (riesiges Angebot).
- Mit dem E-Reader elektronische Bücher selbst in praller Sonne ohne Hintergrundbeleuchtung lesen.
- Mit MS Photostory eine Diashow z.B. des letzten Urlaubes erstellen und diese auf dem MDA abspielen.
- Auf einer entsprechend dimensionierten Speicherkarte (ab ca. 256 MB) lassen sich bequemlos die gesamte Duden-Reihe, ein Brockhaus in Wort und Bild und ein Deutsch - Englisch Wörterbuch (Slovo Ed) mitführen. Dies möchte man schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen.
- In einem speziell geschützten und verschlüsselten Programm (Splash ID) können alle Kennwörter, Seriennummern, Webzugangsdaten und sonstige sensiblen Informationen sauber strukturiert und komfortabel verwaltet werden und mit der entsprechenden Desktop-Software voll synchronisiert werden.
- Volle Synchronisation und Verwaltung von Bildern zw. Desktop und PDA. So hat man seine Lieblingsbilder ständig griffbereit.
- Natürlich kann man mit dem MDA auch telefonieren!
- Kaum zu glauben, aber falls gewünscht, lässt sich der MDA auch zu einem vollwertigen Navigationssystem erweitern.
- Eine Diktierfunktion ist übrigens auch verfügbar. Die aufgenommenen Sprachdateien werden automatisch mit Outlook synchronisiert.
Warum der MDA Compact ein richtiges Schnäppchen ist:
Ein herkömmlicher PDA mit einem vergleichbaren Funktionsumfang kostet in der Regel ca. 250,- bis 300,- Euro aufwärts. Diese enthalten allerdings kein Telefon.
Mit einem einfachen Zweijahresvertrag über einen der großen Mobilfunkanbieter kostet das Gerät ca. 70,- bis 120,- Euro und das ist m.E. im Vergleich zu den üblichen Handys ein echter Hammerpreis.
Es grüßt
Joe